Eifersucht – wie man das grünäugige Monster zähmt – Teil 1

Teil 1:

Das ist der erste Teil von zwei Teilen zum Thema Eifersucht. Im ersten Teil geht es um einen wesentlichen Kernaspekt von Eifersucht. Dem Wunsch nach Einzigartigkeit & Unverwechselbarkeit und was uns Eifersucht darüber lehren kann. Im zweiten Teil gehe ich dem Phänomen Eifersucht in Beziehungen noch etwas tiefer auf die Spur und versuche einen Weg zu skizzieren um dem grünen Monster seine giftigen Zähne zu ziehen.

Do you still talk about me – i know it sounds so silly but it means so much to me. Do you still talk about me – another face in you audience – is what i hoped i´d never be.
(Textzeile aus dem Song „Audience“ von Farside)

 Diese Zeile aus einem Liedtext drückt sehr gut aus, worum es im Kern der Eifersucht geht. Verbundenheit & Einzigartigkeit sind zwei Grundmotive unseres Lebens – und die Eifersucht hat sich voll unserer Einzigartigkeit verschrieben. Und zwar mit einer Intensität und Leidenschaft, die wir kaum in einem anderen menschlichen Gefühl finden.

Verbundenheit, Gleichwertigkeit und universelle Liebe sind wunderschöne Gefühle und Qualitäten, jedoch zeigt sich Eifersucht davon ziemlich unbeeindruckt und lässt sich davon nicht wirklich seinen giftgrünen Zahn ziehen.

Jeder von Euch der Kinder hat weiß, dass der Spruch „Ich liebe Euch doch beide gleich viel“ ungefähr die gleiche Wirkung zeigt, wie ein Gartenschlauch auf einen Waldbrand, wenn sich ein Teil eines Geschwisterpaares mal benachteiligt oder nicht gesehen fühlt. Die Beteuerung, dass Sex mit uns doch genauso schön oder gut ist, wie mit dem Nebenbuhler, macht mit dem Brand sogar eher das Gegenteil – es facht ihn an. Diese zwei Beispiele sollen exemplarisch zeigen, worum es der Eifersucht geht. Sie will, dass wir eine Sonderstellung einnehmen, sie will besonders sein, sie gibt sich nicht mit dem zweiten Platz zufrieden, sie will keinen Durchschnitt – sondern die Superlative, sie will nicht dem Platz am Rand – sondern im Zentrum, sie will mittendrinn sein und nicht nur dabei.

Und was mir an ihr gefällt ist, dass sie einen Scheiß auf unsere spirituellen Konzepte von universeller Liebe gibt und uns unverblümt zeigt, wo wir mit unseren menschlichen Gefühlen wirklich stehen.

In ihrem schönsten, smaragdenen Licht gesehen, scheint etwas in uns, durch unsere Eifersucht, folgendes sagen zu wollen:

Ich will von Dir in meiner unverwechselbaren Einzigartigkeit gesehen werden. Ich will, dass Du mein individuelles Wesen wahrnimmst, spürst und wertschätzt – und zwar im vollen Ausmaß … UND ich will, dass Du es mir durch Worte, Taten, Gedanken und Berührungen spiegelst.

Dieser Wunsch hat mit dem so genannten EGO nicht zu tun. Und selbst wenn … viele sogenannte spirituelle Subkulturen oder Menschen, die sich mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigen, haben heutzutage fast Angst, Scham oder Schuld davor, ein ICH-Gefühl zu empfinden und hinter Wünschen und Bedürfnissen zu stehen. Wir haben Angst davor, als egoistisch zu gelten oder vielleicht auch einfach nur davor, in unsere volle Größe und Kraft zu gehen.

Egolosigkeit, Absichtslosigkeit, Hingabe, bedingunslose Liebe, Gleichheit, Bescheidenheit … das alles sind tolle Qualitäten– jedoch können sie auch Wege für einen „spirituellen Bypass“ sein … einen Weg, der spirituelle Konzepte benutzt, um sich vor Aufgaben in dieser Welt zu drücken, die für uns schwierig sind.

Viele benutzen Hingabe, um nicht in die Kontrolle gehen zu müssen
Benutzen Gleichheit, um nicht in eine Führungsposition gehen zu müssen.
Benutzen Bescheidenheit, um nicht Scheinen zu müssen.
Benutzen das Konzept universeller, bedingungsloser Liebe, um nicht wählen zu müssen.
Benutzen Absichtslosigkeit, um keine Richtung wählen zu müssen.
Benutzen Ego-losigkeit, um nicht in ihre Einzigartigkeit gehen zu müssen

„Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind, unsere tiefste Angst ist, dass wir über die Maßen kraftvoll sind.
Es ist unser Licht, vor dem wir am meisten erschrecken, nicht unsere Dunkelheit.
Wir fragen uns: Wer bin ich, dass ich so brillant, großartig, talentiert, fabelhaft sein sollte?
Aber wer bist du denn, dass du es nicht sein solltest?
Du bist ein Kind Gottes. Dich klein zu halten, dient der Welt nicht.
Dich klein zu halten, damit die anderen um dich herum sich nicht unsicher fühlen – das hat nichts mit Erleuchtung zu tun.
Wir sind dazu bestimmt, zu leuchten wie Kinder.
Wir sind geboren, um die Größe Gottes, der in uns lebt, zu verwirklichen.
Und diese Größe ist nicht nur in einigen von uns, sie ist in jedem Menschen.
Und wenn wir unser Licht leuchten lassen, dann geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis, das selbe zu tun.
Wenn wir selbst von Angst frei sind, dann sind die anderen durch unser Dasein auch frei.“
(MARIANNE WILLIAMSON – Rückkehr zur Liebe)

Ich erinnere mich an einen Spruch von meinem Vater, den er oft brachte, wenn wir als Kinder mal zu laut oder zu „lustig“ waren und aus seiner Sicht zuviel Raum eingenommen haben. „So vü kumt net auf di“ (für alle Nicht-Wiener – „So wichtig bist Du nicht“). In der Erziehung meiner eigenen Kinder habe ich bemerkt, dass der Spruch mir einige Male auf der Zunge gelegen ist – gerade wenn ich durch meinen älteren Sohn Lukas und sein ICH-Gehabe und seinen grausamen Umgang mit seinem Bruder getriggert wurde und ich mir nicht mehr zu helfen wusste … aber ich hab ihn nie rausgebracht und irgendwann mal wurde mir klar, was diese Aussage mit einem anderen Menschen macht. Wenn jemand aus einer Unsicherheit heraus sein Ego aufplustert und Eifersucht aus ihm spricht, welche durch Unsicherheit und Angst gespeist wird, dann ist es genau das falsche Mittel zu versuchen ihn klein oder gleich zu halten.

Es braucht das Gegenteil.

In diesem Moment will dieser Mensch in seiner Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit gesehen werden. Es hat dann keinen Sinn, davon zu sprechen, dass wir eh alle gleichwertig sind. Dass wir eh alle wichtig sind. Denn unbewusst denken wir dann, dass wir ersetzbar sind. Und dieser Gedanke verstärkt die Angst und damit die Eifersucht.

Wie kann Dir deine Eifersucht also dabei helfen, Dich mit deiner Einzigartigkeit auszusöhnen und zu verbinden?

Unser Eifersuchts-Programm – egal ob genetisch in uns verankert oder durch Sozialisierung erworben – hilft uns in gewisser Weise dabei, den Status unserer Einzigartigkeit zu bewahren. Nur haben wir nicht gelernt, mit unserer Eifersucht auf eine konstruktive Art und Weise umzugehen. Entweder, wir machen sofort unser Gegenüber für dieses schwierige Gefühl verantwortlich und kehren nicht vor unserer eigenen Türe, oder wir negieren das Gefühl in uns und lassen es nicht zu, weil es heißen würde, dass wir noch ein Ego haben.

Hier ein paar Tipps für einen anderen Weg:

 1) Ehrlichkeit
Benenne ehrlich das Gefühl ohne etwas zu verdrängen: „Ja ich bin gerade eifersüchtig … ich habe Angst … ich bin unsicher … ich fühle mich bedroht …“

2) Selbstverantwortung
Mache nicht den anderen Menschen, der die Eifersucht in dir auslöst für das Gefühl verantwortlich. Deine Eifersucht hat mir DIR zu tun. Trenne den Auslöser im Außen von den Ursachen der Eifersucht, die so gut wie immer in Dir selbst wurzeln. Du hast keine Kontrolle über den Auslöser – aber Du hast die Freiheit, damit auf konstruktive Art und Weise umzugehen.

3) Innenschau
Eifersucht taucht immer auf dem Gebiet auf, in dem wir einen Mangel empfinden und dadurch unsere Einzigartigkeit bedroht fühlen. Etwas worüber wir eine tief sitzende Unsicherheit empfinden. Etwas wo wir uns unbewusst vergleichen, fürchten, ersetzt werden zu können oder allein gelassen zu werden.

Eifersucht ist total situationsabhängig und selektiv. So ist es bei mir zB so, dass es mich nicht wirklich umhauen würde, wenn meine Liebste eine ganze Nacht mit jemandem am Strand sitzt um sich Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge anzuschauen und sie dabei tiefe Seelengespräche führen. Würden sie aber am selben Strand nur 15 Minuten lang den geilsten animalischen Sex haben – und wäre es für sie obendrauf noch der Hammer – dann würde sich mein Magen zusammenziehen, mein Puls steigen und mein Hals würde sich verengen.

Wo genau tut es für DICH weh?
Welches Szenario bringt in DIR starke Emotionen hervor?
Wo denkst DU bewusst oder unbewusst, dass Du ersetzbar bist?
Wo fühlst DU Dich in deiner Einzigartigkeit nicht gesehen oder bedroht?
Wo denkst DU, dass du unzulänglich bist und dein Partner Dich dafür verlassen könnte?

Wenn Du Dich diesem Schmerz stellst, kannst Du zu sehr wichtigen Erkenntnissen kommen. Eine der wichtigsten ist, dass Du sehen kannst, ob Du deine Einzigartigkeit überhaupt akzeptieren kannst und worauf du deine Einzigartigkeit bis jetzt gegründet hast.

Liegt deine Einzigartigkeit in etwas was Du TUST, leistest, performst? Wenn wir unseren inneren Wert aus etwas schöpfen, was wir im Außen TUN, dann ist es relativ wahrscheinlich, dass einmal jemand kommt, der das was wir tun, BESSER tut als wir … und dann sind wir schon wieder in der Unsicherheit und Angst, die unsere Eifersucht nährt. Und selbst wenn wir in etwas die Besten sind und IMMER bleiben, kostet es enorme Anstrengung, die Nase immer vorn haben zu müssen.

Unsere Einzigartigkeit liegt in dem, was wir SIND. Sie liegt in unserem unverwechselbaren Wesen, welches keinem anderen in dieser Galaxie gleicht … so wie kein Planet im unendlichen Universum jemals einem anderen gleicht. Und wenn wir unseren Wert nicht aus dem schöpfen WAS wir tun, sondern WIE wir es tun, dass bringen wir unser einzigartiges SEIN aktiv in die Welt – auf unsere unverwechselbare Weise.

Was macht dein unverwechselbares Wesen aus?
WIE tust Du die Dinge, so dass deine Tätigkeiten von deiner ganz persönlichen Note durchdrungen sind?
Fühlst Du einen Wert in deinem SO-SEIN?

Wenn nicht, dann hat es wenig Sinn Dir immer wieder Partner oder Beziehungsformen zu suchen, die Eifersucht vermeiden – denn das Problem wurzelt in DIR. Deine Eifersucht kann Dir dabei helfen, Dir den Weg zu weisen – sofern Du bereit bist, ihren Botschaften zu lauschen.

Fazit:
Deine Eifersucht kann Dir dabei helfen zu erkennen, ob und wie Du deine Einzigartigkeit lebst. Sie kann Dir helfen zu erkennen, was Du in Dir noch als speziell und unverwechselbar erkennen kannst. Worauf sich dein Wert als menschliches gründet.
Es genügt aber nicht, dir deine Einzigartigkeit nur zu denken, um mit Eifersucht besser umgehen zu können – Du musst sie SPÜREN. Und das braucht Zeit und menschliches Wachsen und Reifen.

Wenn Du deine Einzigartigkeit spürst, anerkennst und lebst, dann kannst Du auch leichter die Einzigartigkeit der Anderen spüren, anerkennen und sie darin leben lassen. Und dann werden sich Menschen in ihrer Einzigartigkeit mit anderen verbunden fühlen. Dann wird klar, dass uns vielmehr unsere Einzigartigkeit als Merkmal miteinander verbinden, als unsere Gleichheit.

Und dann wirst Du merken, dass sich mit der Zeit der feste Griff der Eifersucht etwas lockert. Denn dann haben wir Raum für unser Wesen und unser Gegenüber hat Raum den Raum für sein Wesen … und das ist ganz WESEN-tlich.

Zuguterletzt:
Was schätzt Du am Wesen deines Partners, deiner Kindern, anderer Menschen, mit denen du in einer wichtigen Beziehung bist. Warum bist Du gern in ihrer Gegenwart? Wie kannst Du ihnen ihre Einzigartigkeit & Unverwechselbarkeit spiegeln und ihnen sagen, was Du an ihrem Wesen liebst?

Das war nur ein Zugang zum grossen Thema „Eifersucht“ und hat keineswegs Anspruch auf Totalität. Im nächsten Teil kommen noch ein paar andere ganz ganz wichtige Aspekte ins Spiel … & stay tuned

Nachsatz: zum 2. Teil des Artikels ist es nicht mehr gekommen. Dafür ist aber stattdessen ein sehr schönes und spannendes 35-seitiges E-Book zum Thema Eifersucht entstanden (welches das Thema sehr umfassend und strukturiert darstellt) , das Du Dir gratis downloaden kannst, wenn Du Dich für unseren Newsletter anmeldest!

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