Drei Arten unser Glück zu l(i)eben

DREI ARTEN UNSER GLÜCK ZU L(I)EBEN

Egal ob uns das bewusst ist oder nicht – wir suchen in unserem Leben vom ersten bis zum letzten Atemzug nach Glück. Dieses Glück kann ganz unterschiedlich aussehen oder definiert werden – hat aber im Kern damit zu tun, Freude zu empfinden am Leben zu sein und sich im Leben sowohl aufgehoben zu fühlen, als auch entfalten zu können.

„Die Leute sagen, dass wir alle nach einem Sinn des Lebens suchen. Ich glaube nicht, dass es das ist, was wir suchen. Ich glaube, was wir suchen, ist eine Erfahrung des Lebendig-Seins, so dass unsere Lebenserfahrungen auf der rein physischen Ebene in unserem Innersten nachschwingen und wir die Lust, lebendig zu sein, tatsächlich empfinden.“
(Joseph Campbell)

Glück kann sich dann gut einstellen, wenn wir nicht damit beschäftigt sind, um unser Leben zu kämpfen oder uns zu schützen, sondern wenn wir die Zeit und den Raum dafür haben, dieser inneren Lebenserfahrung von der Joseph Campbell spricht, wirklich gefahrlos zu spüren und zu erleben.

Wie erleben wir Glück?

Was dann passiert, ist oft eine inneren Öffnung und Weitung und eine Balance aus Entspannung und einer angenehmen Wachheit, die uns das Gefühl gibt: “Ich bin da. Ich lebe. Ich bin. Und es ist gut, dass ich bin”. Solche Zustände und Momente sind dann oft begleitet von einer Dankbarkeit, Demut und einer Freude an der Schönheit des Lebens. Wir könnten dann auch sagen … Wir LIEBEN das Leben.

Auf körperlicher Ebene fluten solche Zustände unser Gehirn mit Botenstoffen wie Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Endorphinen oder Oxytocin. Und da sich das für unseren Körper sehr angenehm anfühlt, wollen wir mehr davon. Sobald unser inneres “Drogenlabor” aufhört, uns mit diesen Stoffen zu versorgen, fühlen wir uns vom Glück getrennt und wir fangen an, bewusst oder unbewusst nach diesen Zuständen zu suchen.

Doch wo lässt sich das Glück finden?

Richard Stiegler, Psychotherapeut und spirituell Praktizierender, weist in einem hervorragenden Artikel auf 3 verschiedene Zugänge zum Glück hin, zu denen ich mir eigens Gedanken gemacht habe und die ich gerne mit Euch teilen würde. (Einige kleinere Passagen sind dem Artikel entnommen. Originalartikel: https://seeleundsein.com/texte/wo-wartet-das-glueck)

Drei Zugänge zum Glück:

1) über der Erfüllung unserer Bedürfnisse
2) über der Entfaltung unseres natürlichen Wesens
3) über die bedingungslose Umarmung des gegenwärtigen Moments

Ich werde die 3 Zugänge kurz skizzieren und jeweils ihre Möglichkeiten und Grenzen aufzeigen. Danach werde ich darauf eingehen, warum es wichtig ist, wie wir uns auf diese 3 Zustände beziehen.

1) Der Zugang über die Erfüllung unserer Bedürfnisse

Der erste Zugang richtet den Blick vor allem nach Außen in die Welt. Wir erleben ein unerfülltes Bedürfnis im Inneren, das wir versuchen über eine Suche im Außen zu stillen. Dieses Streben ist uns angeboren und Ausdruck unserer Existenz. Ich kann mich noch erinnern, wie ich Zeuge davon werden durfte, als unser erstgeborener Sohn nur wenige Minuten nach der Geburt schon nach der Brust seiner Mutter suchte. Es ist in meiner Erinnerung gerade ein Gänsehautmoment, denn in dieser absoluten Winzigkeit, Bedürftigkeit und Abhängigkeit des kleinen Säuglings war gleichzeitig diese Kraft und dieses Streben spürbar, nach der Erfüllung seiner Bedürfnisses zu suchen.

Der Psychologe Maslow hatte von ein paar Jahrzehnten versucht, eine gewisse Ordnung in die menschlichen Bedürfnisse zu bringen und schuf die nach ihm benannte “Bedürfnispyramide”. 

Maslow_Bedürfnispyramide-2

Wenn wir einen Blick darauf werfen, dann sehen wir wie vielfältig und verschieden und doch ähnlich unsere menschlichen Bedürfnisse sein können und wonach wir im Laufe unseres Lebens suchen. Wir alle müssen essen, trinken, schlafen und wir alle brauchen Berührung (Physiologische Grundbedürfnisse). Doch wir haben alle andere Vorlieben, schlafen unterschiedlich lange, haben abweichende Biorhtyhmen oder brauchen unterschiedlich viel und oft Berührung oder Sex. Wir bevorzugen unterschiedliche Formen des Wohnens (Sicherheit), betten uns auf andere Weisen in soziale Kontexte und Netzwerke ein (Zugehörigkeit) und suchen auf vielfältige und differenzierte Weise nach Anerkennung und Bestätigung (Wertschätzung). Wenn wir uns eines dieser Bedürfnisse erfüllen oder erfüllt bekommen, dann erleben wir das Glück der Befriedigung.

Je besser wir also über unsere Bedürfnisse Bescheid wissen und je besser und geschickter wir gelernt haben uns dafür einzusetzen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir diese Bedürfnisse auch häufiger stillen können.

Möglichkeiten dieses Zugangs
Wir lernen durch diesen Zugang zum Glück unsere Verletzlichkeit und Bedürftigkeit als lebendiges Wesen kennen. Das ist auf keinen Fall ein Mangel oder etwas, das es durch spirituelle Praxis zu überwinden gilt. Es ist einfach ein Faktum unserer menschlichen Existenz. Wir lernen auf diesem Weg auch die Kraft kennen, uns für uns und unsere Bedürfnisse einzusetzen. Wir lernen zu überleben. Und wir können auch Mitgefühl mit uns und anderen entwickeln, indem wir erkennen, dass wir ALLE bedürftig sind und trotz aller Verschiedenheit doch sehr ähnliche Bedürfnisse haben, bei deren Erfüllung wir uns gegenseitig unterstützen können.

Grenzen dieses Zugangs:
Wenn wir im Außen nach Erfüllung suchen, dann machen wir uns dadurch auch von äußeren Umständen abhängig. Wir denken: “Nur wenn die äußere Situation so wird, wie wir uns sie wünschen, können wir glücklich sein.“ Das zwingt das Glück in eine bestimmte Form und lässt unter Umständen wenig Raum für den natürlichen Fluss des Lebens. Es ist auch eine kindliche Wunschvorstellung, dass das Leben uns immer das schenken kann, was wir gerade wollen oder denken zu wollen.
Und es mag uns vielleicht dazu verleiten, der Täuschung zu unterliegen, dass die Ursache des Glücks in anderen Personen, Situationen oder Dingen liegt. Dabei gilt die Sehnsucht eigentlich nicht den Erscheinungen im Außen, sondern den anfangs beschriebenen INNEREN Zuständen von Offenheit, Weite oder Ausdehnung.

2) Der Zugang über das Entfalten unseres natürlichen Wesens

Wenn ihr nochmal zu Maslow´s Pyramide hochscrollt, dann werdet ihr entdecken, dass in der obersten Etage das Wort “Selbstverwirklichung” angesiedelt ist. Dort geht es um die Entfaltung unseres inneren Wesens.

Was damit genau gemeint ist, ist etwas schwerer zu fassen, als die anderen Bedürfnisse. Verwenden wir eine Metapher, um uns dem anzunähern, was man mit Worten vielleicht nur ungenau ausdrücken kann.

Innen wie Außen
Stell Dir vor Du bekommst 3 verschiedene Blumensamen und pflanzt sie ein. Egal was Du denkst, was aus den Blumen werden könnte, egal was Du ihnen erzählst oder einredest, egal wie sehr Du sie versuchst zu etwas zu machen was deinen Vorstellungen entspricht … früher oder später wird genau DAS aus der Erde sprießen, was im jeweiligen Samen bereits angelegt war. Rose bleit Rose. Lilie bleibt Lilie. Und Tulpe bleibt Tulpe.

Wir Menschen sind etwas komplexer aufgebaut als Pflanzen – darum ist es bei uns nicht so einfach. Denn durch unser Lebensumfeld (Eltern, Geschwister, Verwandte, Freunde, Kirche, Schule, Politik, Kultur …) kann die Entfaltung unseres ureigensten Wesens gefördert oder im schlimmsten Falle auch massiv gehemmt werden. Und dann kann es schon mal passieren, dass Menschen die eigentlich eine Rose sind, versuchen ein Kaktus zu sein. Dass das dann nichts mehr mit Entspannung, Weite, natürlicher Präsenz und Offenheit zu tun hat, liegt auf der Hand.

Die Fragen aller Fragen
Darum liegt dieser Zugang zum Glück darin, immer tiefer zu verstehen, wer man seinem Wesen nach wirklich ist. “WER BIN ICH?” – ist wohl eine der bekanntesten Fragen auf die so gut wie alle Weisheitstraditionen versuchen, eine Antwort zu geben. Wenn wir erkennen was uns wie geformt hat, dann können wir das als einen Teil unseres Geworden-Seins anerkennen. Aber wir können auch erkennen aus welchem Material – jenseits der vorhandenen Form – wir bestehen und haben die Chance uns daraus immer und immer wieder neu zu formen und das aus uns hervorzubringen, was gerade aus unserer Essenz heraus enstehen will.

Wenn wir das tun, dann kann alles mögliche passieren. Wir tanzen vielleicht oder singen, schreiben einen Blog-Artikel dessen Inhalt uns schon länger auf der Seele brennt, wir geben uns unserer Sexualität hin, wir starten ein Projekt oder beenden eine Beziehung, wir übernehmen eine ehrenamtliche Tätigkeit die aus uns herausdrängt oder starten ein Hobby welches wir schon Jahre aufgeschoben haben. Wir ziehen in ein anderes Land um, zeigen einem Menschen unsere Tränen oder sagen unserem Partner einfach eine simple Wahrheit die wir nicht mehr verbergen wollen.

„Es gibt eine Vitalität, eine Lebenskraft, eine Energie, einen Impuls, der sich durch Dich in Handlung übersetzt, und da es Dich in aller Zeit nur einmal gibt, ist dieser Ausdruck einzigartig. Wenn Du ihn blockierst wird er durch kein anderes Medium das Licht der Welt erblicken und verloren gehen. Die Welt wird ohne ihn ärmer sein.“
(Martha Graham)

Wir können das dann unser “natürliches Sosein” nennen, jenseits aller Vorstellungen unseres Über-Ichs und jenseits unserer Anstrengungen und Strategien, um diesen Vorstellungen gerecht zu werden. 

Unser Wesen folgt und vertraut der eigenen Natur. Es folgt dem, was sich von innen her natürlicherweise entfalten will. Wenn wir uns an unserem natürlichen Wesensinteresse orientieren, also uns von innen her leiten lassen, ermöglicht uns das ein Glück der Erfüllung, das relativ unabhängig von äußeren Umständen und auch von äußeren Erfolgen ist. Unserem natürlichen Wesen zu vertrauen, es kennen zu lernen und ihm zu folgen, ist daher ein höchst sinnvoller und sinnstiftender Zugang zum Glücklichsein. 

Möglichkeiten dieses Zugangs:
Wenn wir diesen Zugang verfolgen, dann können wir auf eine gesunde Art und Weise unabhängiger von anderen und von äußeren Umständen werden. Wir messen unser Glück nicht an dem Erfolg, bestimmte Bedürfnisse zu stillen oder Ziele zu erreichen, sondern mehr daran, ob wir uns wirklich kennen und uns selbst treu bleiben können. Unsere Wahrheit zu kennen und ihr zu folgen, wird interessanter als Dinge “richtig” zu machen oder etwas bestimmtes zu “schaffen”.

„Die fühlbare Wahrheit in sich zu unterdrücken, ist die schlimmste Untreue die es gibt“
(Albert Schweitzer)

Auf diesem Weg lernen wir uns in der Tiefe kennen, unterhalb der Bedürfnisse auf den anderen Pyramidenstufen. Diese Tiefe ermöglicht uns nicht nur die Befriedigung von Bedürfnissen, sondern wahre Erfüllung. Nicht nur kurze Sättigung, sondern längerfristiges aus uns selbst heraus Genährt-Sein.

Grenzen dieses Zugangs:
Eine mögliche Falle ist es, dass Selbstverwirklichung zum Egotrip wird und wir vergessen, dass auch die anderen um uns, ihr wahres Wesen verwirklichen wollen.
Wir können auch an Grenzen stoßen, wenn wir in einem Umfeld feststecken welches es uns einfach nicht ermöglicht, gefahrlos wir selbst zu sein. Kein Wesen kann sich beginnen auszudehnen, wenn es ständig realen Gefahren ausgesetzt ist.
Manchmal ist unser innerstes Wesen auch so tief vergraben oder sind wir so manipuliert worden, dass wir einfach nicht mehr wissen wer wir sind und für diese (Wieder-)Entdeckung einen Spiegel im Außen brauchen.
Es kann sein, dass wir gewisse Lernschritte für diese Enfaltung noch nicht gemacht haben und wir wie ein Schmetterling im Puppenstadium noch etwas nachreifen müssen. Das können wir oft nicht allein, sondern brauchen dafür fördernde und unterstützende Beziehungserfahrungen im Außen. Hilfe zur Selbsthilfe also.
Und schließlich kann auch unser wahres Wesen, sich (zumindest scheinbar) widersprechende Impulse beeinhalten, die eine existenzielle Spannung in uns erzeugen können.

If you bring forth what is within you, what you bring forth will save you. If you do not bring forth what is within you, what you do not bring forth will destroy you.
(Gospel of Thomas)

3) Der Zugang über die bedingungslose Umarmung des gegenwärtigen Moments

In seinem späteren Leben hat Maslow seiner Pyramide nachträglich noch eine Spitze aufgesetzt, die er Transzendez nannte. Dabei geht es um das Streben des Menschen nach Sinn, Ganzheit und nach einem Gefühl der Verbundenheit mit dem Großen und Ganzen, jenseits von persönlichen oder kulturellen Begrenzungen.

Das entspricht stark dem 3. Zugang zum Glück. Das Glück von dem wie hier sprechen, ist ein Glück jenseits von Bedingungen. Ein Glück welches wir nicht in der Vergangenheit oder der Zukunft finden, sondern ausschließlich im gegenwärtigen Moment.

Hier und Jetzt
Wenn wir dieses Glück erleben wollen, dann müssen wir nichts tun. Alles ist schon da. Wir müssen nichts wissen. Wir müssen nichts können. Wir müssen kein anderer werden. Nicht mal mehr wir selbst. In dieser unbedingten Gegenwart finden wir Stille. Unser Bewusstsein kann dann zur Ruhe kommen. Und wie ein Glas Wasser mit Sand versetzt, das mit der Zeit klar wird, wenn man es aufhört zu schütteln, so wird auch unser Bewusstsein klar. Es zählen dann nicht mehr die Dinge, die im Bewusstsein auftauchen oder wieder verschwinden (wie Sinneswahrnehmungen, Körperempfindungen Gefühle oder Gedanken), sondern dass bewusste SEIN an sich, welches als Zustand von Offenheit, Freude und Verbundenheit erfahren wird.

Diese Art von Gegenwärtigkeit steht uns theoretisch gesehen immer offen. Sie braucht keine besonderen Umstände, auch wenn manche Umstände, wie Meditation sehr unterstützend wirken können. Praktisch gesehen braucht es oft Übung um für diese Art von Geisteszustand empfänglich zu werden und diese Art bewusster Präsenz länger als nur ein paar Momente aufrecht zu erhalten. So gut wie alle mystischen Traditionen auf der Welt streben nach dieser Art von bedingungslosem Glück. Menschen erleben diesen Zugang manchmal ganz spontan in der Natur, in der Kunst, beim Sport, in Riten, in der Musik, der Sexualität oder der Liebe. Es sind Momente in denen wir ganz EINS sind mit dem was gerade IST und im Augenblick die Ewigkeit berühren.

WENN wir dort einmal eingetaucht sind oder uns plötzlich zufällig darin finden, dann beschreiben es die Menschen oft als Erfahrung die mit Dankbarkeit, Verbundenheit, Mitgefühl, Demut, Staunen, Liebe und einem Gefühl von Freiheit und Sinn einher geht.

Das Leben im Hier und Jetzt ist ein Mysterium. Es gibt keine Antwort auf  die Frage nach dem Sinn des Lebens, sondern nur die Tatsache, dass sich diese Frage plötzlich nicht mehr stellt, sobald man sein Leben lebt!
(Anna Maurer)

Möglichkeiten & Grenzen
Dieser Zugang besticht durch seine Einfachheit. Das ist aber gleichzeitig auch die Schwierigkeit. Es ist scheinbar SO einfach, dass unser komplexer Geist mit dieser Einfachheit überfordert ist und es für die meisten Menschen Übung braucht, um in diesen Zustand jenseits der ständig kommentierenden Gedanken einzutauchen und ihn als freudvoll zu erleben.

Wenn wir die Stille der Gegenwart entdecken und verwirklichen, wird für uns eine ganz andere Lebensbasis zugänglich. Auf der Oberfläche findet weiterhin das ganz normale Auf und Ab des Lebens statt, wie die Wellen auf der Oberfläche eines Sees. Aber der Grund bleibt ruhig und wir kleben weder zu sehr an den Ups – noch wehren wir uns panisch gegen unsere Downs.

Dadurch verändert sich etwas grundlegend in unserer Haltung dem Leben gegenüber. Wir jagen nicht mehr dem Glück nach und sind nicht mehr ewig auf der Suche, sondern wir freunden uns damit an, angekommen zu sein. Wir sind dann keine rastlosen Sucher und Abenteurer mehr, sondern entdecken, dass in jedem Moment – und sei er noch so unspektakulär – schlicht eine Erfüllung liegt. Es geht nicht mehr ums Suchen, sondern immer wieder darum, in diesem einen Augenblick anzukommen. Ankommen hat dabei nichts Statisches, sondern ist eine ewige Bewegung, uns für den Augenblick zu öffnen, uns auf das, was ist, einzulassen. Diese Haltung ist sehr einfach und unbedingt. 

Für manche Menschen mit Traumata kann es aber ohne Hilfe sehr schwierig sein, in solchen Zuständen zu verweilen und sie zu genießen, da in der Stille und Weite des Bewusstseins oftmals traumatische Inhalte ins Bewusstsein gelangen könne, die sonst von unserem kontrollierenden Verstand erfolgreich daraus verbannt – aber nie integriert – wurden.  

Und zuguterletzt kann der dritte Weg auch ein Fluchtweg werden. Wenn man nämlich bei den ersten beiden Wegen ständig an Grenzen stößt, und sich dann vom Alltag in ein meditatives Bewusstsein in den gegenwärtigen Moment flüchtet, ohne belastende Lebensumstände dauerhaft mit Hilfe seiner selbstwirksamen Kraft zu verändern, dann findet man sich schnell in einer Sackgasse wieder und nicht auf einem Weg der Befreiung. Der dritte Zugang sollte ein Weg tiefer HINEIN in die Lebendigkeit sein und nicht ein Weg hinaus.

Wie l(i)ebe ich die verschiedenen Zugänge?

Alle 3 Zugänge stehen uns als Menschen offen. Alle verhindern und ermöglichen etwas.

Es kann sein, dass uns gewisse Zugänge natürlicherweise leicht fallen. Wenn das so ist, dann können wir uns darüber freuen – sollten aber dann auch besonders achtsam sein, dass wir nicht allzu leicht in eine der Fallen dieses Zuganges geraten. Wenn Dir ein Zugang speziell leicht fällt, dann könntest Du Dich selbst fragen, für welchen anderen Zugang es vielleicht auch manchmal eine Flucht- oder Exit-Strategie sein könnte.

Mancher Zugang mag vielleicht blockiert sein, durch Dinge die wir in unserem Leben gelernt haben, sowie zB:

Zugang 1)

Es ist nicht gut Bedürfnisse zu haben
Ich darf nicht bedürftig sein
Bedürftig sein = schwach sein
Besser meine Bedürfnisse nicht zu spüren als den Schmerz darüber sie nicht erfüllt zu bekommen
Ich brauche nichts
Ich mache ALLES allein oder ich kann NICHTS allein
Ich weiß gar nicht was ich will

Zugang 2)

Wenn ich bin, wie oder wer ich wirklich bin, dann …

… werde ich verstoßen
… dann mag mich keiner
… dann bleib ich allein
… dann bin ich egoistisch
… dann werd ich vernichtet
… weiß ich gar nicht wer oder was ich bin
… interessiert das sowieso keinen

Zugang 3)

Zuerst die Arbeit – dann das Vergnügen
Müßiggang ist aller Laster Anfang
Zeit ist Geld
Für sowas hab ich keine Zeit
Mein Glück MACH ich mir
Vorsicht ist gut – Kontrolle ist besser
Das ist alles nicht real
Ich glaube nur an das was ich sehe

Wir alle brauchen einen guten Zugang zu allen 3 Zugängen.
Wenn wir merken, dass in einem der Wege zum Glück ein paar Felsbrocken liegen – kein Problem. Mit denen können wir uns etwas schönes bauen. Es ist wichtig dass wir uns einen Weg dazu bahnen. Wir können lernen, jeden dieser 3 Wege zu lieben. Und wenn wir sie lieben, dann können wir sie gut leben.

Welchen Zugang wir nutzen hängt stark von der Situation ab, als auch von unserer Persönlichkeit, unserer Erfahrung, unseren Prägungen, unserem Umfeld und unseren Fähigkeiten. Eine erste Fähigkeit ist es, diese verschiedenen Zugänge klar erkennen und unterscheiden zu können und ihre Dynamik zu verstehen.

Wohin wir unsere Aufmerksamkeit richten, das stärken wir. So könnte man in gewissem Sinne sagen, dass unsere Aufmerksamkeit der Schlüssel zum Glücklichsein ist. Wenn wir uns bewusst auf einen Zugang ausrichten, dann können wir ihn mittels unserer Aufmerksamkeit bewusst nutzen. Daraus entsteht eine neue Freiheit. Wir sind dann im Leben nicht auf ein unbewusstes Suchen und Nachjagen angewiesen, sondern können zwischen verschiedenen Möglichkeiten des Menschseins wählen.

Zum Abschluss
Wenden wir uns zum Abschied einen Moment dem Bild mit den 3 Kindern zu, welches ich für den Blog-Artikel ausgesucht habe. Ein Kind für jeden Zugang zum Glück. Was mag es in den unterschiedlichen Zugängen erleben?

Das Kind links – erster Zugang:
“Oh – ist das heiß heute – wie schön eine gute Abkühlung zu bekommen”

Das Kind rechts – zweiter Zugang:
“Es ist herrlich mich so zu bewegen und zu schreien wie mein Körper das gerade ausdrücken wollen”

Mittleres Kind – dritter Zugang:
“OHNE WORTE” – oder “Das könnte ewig so bleiben”

Du kannst Dir ein Spiel daraus machen und noch mehr Beispiele für jeden Zugang finden … wenn Dich das gerade glücklich macht 🙂 

Alles Liebe und VIEL Glück,
Manuel